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Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP)

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ADHD und Neuromodulation

Etwa 32% der Jugendlichen mit ADHS berichten von Cannabiskonsum, und ca. 12% erfüllen die Kriterien für eine Cannabiskonsumstörung ('cannabis use disorder', CUD). Diese Assoziation führt zu höheren Raten psychiatrischer Komorbiditäten, schwereren Substanzgebrauchsstörungen, schlechteren Therapieergebnissen und geringerer Lebensqualität. Bei Personen mit ADHS ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine CUD-Diagnose erhalten, fast dreimal so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung. Eine Mendelsche Randomisierungsstudie ergab sogar noch höhere Odds Ratio für diese Assoziation auf genetischer Ebene. Beide Störungen scheinen teilweise gemeinsame neuronale Schaltkreise zu involvieren, die den exekutiven Funktionen, der Impulsivität, der kognitiven Kontrolle und der Belohnungsreaktion zugrunde liegen.

Erstlinientherapien für ADHS zeigen im Allgemeinen keine Wirksamkeit bei der Reduzierung des Cannabiskonsums. Gleichzeitig werden verhaltenstherapeutische und psychosoziale Interventionen für CUD nicht immer effektiv oder gut verträglich. Neue Ansätze, die auf das Verlangen (Craving) abzielen, sind erforderlich, da es die Hauptursache für Rückfälle bei komorbidem ADHS und CUD ist. Neuromodulation wie die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) haben sich bei Substanzgebrauchsstörungen als wirksam erwiesen, mit einem hohen Mass an Verträglichkeit und Sicherheit sowie ohne Missbrauchsrisiko.

In einer geplanten Studie (B. Rubio, L. Smigielski, S. Walitza) wird untersucht, ob 10 Sitzungen anodaler Stimulation des rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex und kathodaler Stimulation des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex (2 mA, 10 x 20 Minuten) Craving, Cannabiskonsum und ADHS-Symptome verringern können. Das Studiendesign ist randomisiert, doppelblind, scheinkontrolliert und interventionell mit n = 36 Personen. Die Endpunkte umfassen das Marijuana Craving Questionnaire (MCQ), die Cannabiskonzentration im Urin, die Conners ADHS-Bewertungsskala, die EEG-Theta- und Deltabänder, sowie neuropsychologische Tests zur Inhibition und Risikobereitschaft.

Diese Studie zielt darauf ab, eine Lücke in der Behandlung von komorbidem ADHS und CUD zu schliessen, indem innovative Neuromodulationstechniken zur Verbesserung der Hemmungskontrolle erprobt werden.

Studie zum Verständnis von Risikobereitsschaft bei ADHS mit einem Fokus auf Extremsport

Exzessive Risikobereitschaft, Impulsivität und Sensationssuche sind oft Ausdruck psychiatrischer Störungen, besonders bei ADHS. ADHS ist die häufigste Neuroentwicklungsstörung im Kindesalter und setzt sich oft bis ins Erwachsenenalter fort. Neueste Studien bestätigen die gemeinsame genetische Grundlage von ADHS und Risikoverhalten, die genauen Mechanismen dahinter sind jedoch unklar. Diese Wissenslücke besteht trotz den individuellen und gesellschaftlichen Folgen von Risikoverhalten, die sich oft in Form von Drogenmissbrauch, rücksichtslosem Fahren oder Straffälligkeit manifestieren. Vermutlich ist in keinem anderen Bereich der intrinsische Risikofaktor so offensichtlich wie bei Extremsportarten, die zu schweren Verletzungen oder zum Tod führen können und eine Herausforderung für die Notfallmedizin darstellen.

In der derzeit implementierten Studie (L. Smigielski, S. Walitza, S. Brem, A. Buadze) werden ADHS-Patienten, Extremsportler und Kontrollgruppen untersucht. Die Studie wird den Risikoverhaltens-Phänotyp in fünf neurokognitive Domänen (Risikobereitschaft, Entscheidungsfindung, Reaktionshemmung, Bedrohungsreiz und kognitive Verarbeitung präventiver Botschaften) zerlegen, die in fünf Hirn-Bildgebungs-Experimenten getestet werden. Diese Experimente stammen von neuroökonomischen Risiko-Rendite-Paradigmen, affektiver Bedrohungsexposition, Impulsivitätsforschung und Konsumneurowissenschaften. Zusätzlich werden die Mikrostruktur der weissen Hirnsubstanz und genetische Daten erfasst und analysiert.

Diese Studie wird dazu beitragen, in der Sprache der kognitiven Neurowissenschaften zu verstehen, warum gewisse Personen sich in gefährliche Aktivitäten verwickeln. Sie wird die Wechselwirkungen zwischen dem Striatum (Belohnung), der Amygdala (Bedrohung) und dem präfrontalen Cortex (kognitive Kontrolle) untersuchen, die neue Strategien für das "Verlernen" dieser Mechanismen inspirieren können. Sie wird Anhaltspunkte für therapeutische Interventionen bei ADHS und Präventions- und Schadensminimierungsstrategien bei extremer Risikobereitschaft liefern. Da Vermeidungsverhalten das Hauptmerkmal von Angst ist, kann das Verständnis von geringer Angst auch Einblicke in die Entstehung und Aufrechterhaltung von Angststörungen bieten.

ADDUCE

Worum geht es bei dieser Studie?
Der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst des Kanton Zürich bietet derzeit betroffenen Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 - 17 Jahren die Möglichkeit, an einer Beobachtungsstudie zur medikamentösen Behandlung von ADHS teilzunehmen. Die Studie untersucht die Langzeit-Verträglichkeit von Methylphenidat (z.B. CONCERTA®, Equasym®, Equasym® Retard, Medikinet®, Medikinet® Retard, Ritalin® und Ritalin® LA). An der Durchführung dieser Studie sind auch mehrere Kliniken in ganz Deutschland sowie weiteren europäischen Ländern beteiligt.

Weiterführende Informationen

Kontakt

Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP) / Forschung
Universität Zürich
Neumünsterallee 9
8032 Zürich
Bitte beachten Sie:
Falls Sie Beratung oder einen Termin für Ihr Kind benötigen, melden Sie sich bitte unter:   
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